Wer kennt sie nicht, die Gestalten in ihren schwarzen Anzügen, die aus dem Nichts auftauchen und auch genauso schnell wieder verschwinden, die jede Festungsmauer erklimmen, lautlos schwimmen und sich unsichtbar machen können? Jeder von euch hat schon von ihnen gehört, den Ninja.

ninja3Die Ninja waren ausgebildete Killer, Spione und Guerillakämpfer aus dem mittelalterlichen Japan, die von den Daimyo (Gebietsfürsten) zwischen der Heian- und der Tokugawa-Zeit (zwischen 1185 und 1868) für verschiedene Aufträge angeworben wurden, wenn sie selbst nicht in den Vordergrund treten wollten. Die Identität der Ninja war so geheim, daß sie sich untereinander nur in kleinen Gruppen kannten. Sie konnten allen Bevölkerungsschichten außer den Samurai angehören, da sie den Gegensatz zum Bushido (Ehrenkodex der Samurai) verkörperten. Der Ninja war nicht an einen solch strengen Ehrenkodex gebunden und stand deshalb auch auf einer sehr niedrigen sozialen Stufe, die man als Hinin (nicht menschlich) bezeichnete. Die bekanntesten Ninja-Clans waren die Iga- und die Koga-Ninja (benannt nach den Provinzen, aus denen sie stammten), die sich feindlich gegenüberstanden. Sie bildeten gut organisierte kleine Armeen. Die Iga-Ninja beispielsweise konnten ca. 4000 Kämpfer aufbieten, bevor sie von Oda Nobunaga vernichtet wurden.

 
Leichte Ninja-Rüstung, bei der Metallplatten auf den Stoff genäht wurden. Möglicherweise wurde sie unter der normalen Kleidung getragen.
Leichte Ninja-Rüstung, bei der Metallplatten
auf den Stoff genäht wurden.
Möglicherweise wurde sie unter der
normalen Kleidung getragen.

Die Ninjaoberhäupter (Jonin), die niemand kannte, verfügten über bewährte Kontaktpersonen (Chunin) und Gewährsleute (Genin), die militärische Sperrzonen unauffällig ausspähen konnten und die Fähigkeit besaßen, feindliche Pläne und Strategien vorherzusehen. Spezielle Ninjatechniken waren unter anderem das Verkleiden, Eindringen, Entkommen, Verstellen und Verschwinden. Durch ein extremes Training erreichten sie in ihren Fertigkeiten eine solche Perfektion, dass ihnen die Menschen Zauberkräfte zuschrieben. Die Ninja benutzten stets alles, was ihnen nützlich sein konnte: die modernsten Waffen (auch Feuerwaffen), Chemie (Gifte, Explosivstoffe), Mystik und die Psychologie.

Weibliche Ninja (Kunoichi) erschlichen sich das Vertrauen ihrer (männlichen) Opfer. Viele der Ninjawaffen wurden legendär. Allgemein werden die genannten Fähigkeiten in der Kampfkunst des Ninjutsu verkörpert. Jede Ninja-Generation gab der folgenden ihre Erfahrungen und geheimen Methoden der verdeckten Kriegsführung weiter. Eine der herausragenden Leistungen der Ninja war, sich meisterhaft zu tarnen. Es ist daher ziemlicher Unfug zu glauben, sie wären (wie in fast allen Filmen zum Thema) die ganze Zeit in schwarzen Anzügen durch die Gegend gelaufen. Es ist ja auch „total unauffällig“, sich schwarz vermummt zwischen normal gekleideten Menschen zu bewegen.

Während der Tokugawa-Zeit zerfielen nach und nach die Ninja-Clans. Infolge des dauerhaften Friedens im Land wurden sie als Spione nicht mehr gebraucht. Einflussreiche Ninja erhielten Beschäftigungen als Sicherheitsbeamte an den Höfen der Daimyo. Nach dem Zusammenbruch des Shogunats im Jahre 1867 spielten die Ninja noch eine wichtige Rolle bei der Polizei. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges erreichten die Ninjalegenden auch die USA und Europa. Heute ist die Kunst der mittelalterlichen Ninja nahezu ausgestorben und es gibt nur noch wenige, die um die wirklichen Geheimnisse und Techniken ihrer Ryu wissen.

Ein Teil des Ninja-Arsenals: 1. Kyoketsu-Shoge (Klinge mit Seil und Widerhaken), 2. Fukiya (Blasrohr mit vergifteten Pfeilen), 3. Amigasa (Bambushut mit Klinge am Innenrand), 4. Shinbo (Schlagstock aus Metall), 5. Shuriken (Wurfsterne), 6. Hankyu (Bogen), 7. Kusari-gama (Wurfsichel mit Kette und Gewicht), 8. Shaken (Wurfmesser), 9. Ashiko (Fußkrallen zum Klettern), 10. Tetsubishi (Eisendornen), 11. Nage-Teppo (Handgranaten), 12.) Mitsubishi (Blendpulver), 13.) Tegaki (Handkralle zum Klettern und Kämpfen), 14. Jutte (Waffe zur Schwertabwehr), 15. Ninja-To (Schwert), 16. Tettsu-Bo (Streitkolben)
Ein Teil des Ninja-Arsenals:
1. Kyoketsu-Shoge (Klinge mit Seil und Widerhaken), 2. Fukiya (Blasrohr mit vergifteten Pfeilen), 3. Amigasa (Bambushut mit Klinge am Innenrand), 4. Shinbo (Schlagstock aus Metall), 5. Shuriken (Wurfsterne), 6. Hankyu (Bogen), 7. Kusari-gama (Wurfsichel mit Kette und Gewicht), 8. Shaken (Wurfmesser), 9. Ashiko (Fußkrallen zum Klettern), 10. Tetsubishi (Eisendornen), 11. Nage-Teppo (Handgranaten), 12.) Mitsubishi (Blendpulver), 13.) Tegaki (Handkralle zum Klettern und Kämpfen), 14. Jutte (Waffe zur Schwertabwehr), 15. Ninja-To (Schwert), 16. Tettsu-Bo (Streitkolben)